Prien ist ein lebhaft- verschlafenes touristisches Örtchen am Chiemsee mit allerhand Kunst und Künstlern. Ein Kuriosum ist die spitzgotisch verbarockte Priener Himmelfahrtskirche, denn dieser fehlt trotz ihres hohen Alters und vieler Veränderungen die typische Zwiebel am Turm. Doch der Rappel hat dann den Ortpfarrer Floridus Rappel gepackt und, als Mitglied von Kloster Herrenchiemsee sorgte er für ein ordentliches Steingewölbe und allerhand Restaurierungen. Nichtsdestotrotz fragt man sich, warum der große Turm so schmucklos und spitzwangig erscheint, während die kleine Kapelle nebendran mit einem richtigen bayerischen schwarzen Zwiebeltürmchen aufwartet und eine zweite Zwiebel auf einen merkwürdigen Nebenturm der Hauptkirche gerutscht ist. Welcher Architekt da wohl die Hand im Spiele hatte? Wenn man dann noch genauer hinschaut, fällt auf, dass wohl die große Zwiebel vom Kirchturm dem Architekten beim Planen aus der Hand gefallen und auf dem Gebäude davor gelandet und arg entzweigeplatzt und zerdetscht worden ist. In der Kirche hat uns dann die schöne klangvolle Orgel überrascht und zum Lauschen verführt. Die Brunnenfigur in der Nähe dreht der Kirche allerdings schon lange den Rücken zu. Die Priener wissen nicht nur, was Malerei bedeutet, sondern verstehen sich auf gute Genüsse. Beim schon lange zugereisten türkischen Priener Döner-Burger-Lahmacun Produzenten geht es zu wie im Taubenschlag und die kleine Bäckerei neben dem zentralen Parkplatz hat auch stets Stammkunden für ihre Holztische. Da genießen Einheimische und Touristen nebeneinander. Beim Flanieren durch die zentrale Straße findet sich von einheimischer Dirndlmode bis zu italienischem Import oder gediegener Handarbeit alles was das Frauenherz begehrt und die billige Box hat für jeden noch schnell auf dem Heimweg ein Schnäppchen parat. In den Galerien präsentiert sich albanischer Neuimpressionismus neben dem einheimischen Bildhauer Ernst Günzkofer mit seinen Bronze-Skulpturen, die der Erdenschwere von Auguste Rodin himmelwärts mit versteckten Engelsflügeln zu entschweben scheinen. Die Moderne wird dabei in vielerlei Ausstellungen mit ihrem unfigürlichen Klecksen auch nicht vergessen, denn jeder hält was auf sich im aufstrebenden Prien, ganz gleich ob hier geboren oder zugewandert. Und für Hobbykünstler sind Materialien und Kurse überall zu entdecken… Wer nicht nur am Chiemsee die Ufer und die Inseln besucht, soll sich für Prien ein wenig Zeit nehmen, denn Prien ist gewiss einen Ausflug wert, ganz abgesehen davon auch das Erlebnisbad mit dem schönen Namen ‚Prienavera‘ direkt am Chiemsee. Anina Toskani im Feb 2022